"Mind-Spring"
Betroffene helfen Betroffenen. Auf diesen einfachen Nenner lässt sich die im Vorjahr gestartete projektbezogenen Integrationsarbeit "Mind-Spring" des Landkreises Rastatt und Stadtkreises Baden-Baden bringen. Die wegweisende Initiative zielt darauf ab, dass Geflüchtete und Migrantinnen sich gegenseitig helfen, um sich erfolgreich in die Gesellschaft zu integrieren. Nun erhielten 13 Teilnehmer und Teilnehmerinnen aus acht Ländern nach Abschluss der Trainerausbildung ihre Zertifikate im Landratsamt Rastatt. Diese neun Trainerinnen und Tainer sind ausgebildet und bereit, ihre frisch erworbenen Kenntnisse und Fähigkeiten im Rahmen des "Mind-Spring"-Projekts einzusetzen, um andere Migranten und Geflüchtete vor Ort zu unterstützen.
Über die Inhalte und Themen, die die frisch gebackenen Trainerinnen und Trainer in den Gruppentreffen behandeln werden, informiert Co-Trainerin Sabine Splawski von der Caritas Landkreis Rastatt. In den muttersprachlichen Gruppen werden Stressbewältigung, Identitätsfragen, Trauer und Verlust, sowie Fragen rund um das Gesundheitswesen behandelt. Durch den Austausch und die gemeinsame Arbeit an diesen Themen, sollen die Teilnehmenden ein besseres Verständnis ihrer Situation entwickeln und ihre individuellen Ressourcen aktivieren, sagt Splawski. Die Interkulturelle Ehrenamtskoordinatorin, die beim Caritasverband für den Landkreis Rastatt im Bereich der Migrationsberatung für Erwachsene tätig ist, bringt bei dem Projekt nicht nur ihre fachliche Expertise, sondern auch ihre persönliche Leidenschaft und ihre Erfahrung im Umgang mit interkulturellen Themen und gemeinnütziger Arbeit ein. Als sie im September 2022 beim Caritasverband anfing, suchte Sie solche Angebote im Landkreis. "Dabei habe ich erfahren, dass das Gesundheitsamt Rastatt/Baden-Baden gerade ein "Mind-Spring"-Projekt aufbaut", berichtet Splawski, die bereits im Rahmen ihrer letzten Arbeitsstelle im Enzkreis erste Erfahrungen mit diesem "tollen Projekt" sammeln konnte. So nahm Sie Kontakt mit den Koordinatorinnen des Projekts, Andrea Flackus und Eva Pantke-Ehlers, auf und schlug eine Zusammenarbeit im Rahmen ihrer Stellenanteile im Bereich "Interkulturelle Ehrenamtskoordination/ehem. Werkstatt Integration" vor.
Dann absolvierte sie die Ausbildung zur Co-Trainerin in Böblingen und begleitete ab Juli 2023 die Ausbildung der neuen Trainer und Trainerinnen für den Landkreis Rastatt und Baden-Baden. Ihre Mitwirkung erstreckte sich über die gesamte Ausbildungsphase, in der sie nicht nur Wissen vermittelte, sondern auch als Mentorin und Unterstützerin agierte. "Das sah so aus, dass ich Teile der Ausbildungsmodule an die angehenden Trainer und Trainerinnen weitergegeben habe und sie auch selbst individuelle Erfahrungen mit den Methoden und Übungen machen konnten", erklärt Splawski und fügt hinzu: "Es war für mich eine große Bereicherung zu erleben, wie individuell die einzelnen Themengebiete aufgegriffen und vertieft wurden." Beeindruckt habe sie auch, welche die Resilienz fördernden Möglichkeiten "Mind-Spring" den Teilnehmenden bieten kann. "Alles kann, nichts muss, auf einem Weg zur Stärkung der seelischen und Körperlichen Gesundheit."
Der Erfolg des Integrationsprojektes vor Ort, liegt nicht nur in den praktischen Maßnahmen, sondern auch in der positiven Wirkung, die es auf das Leben der Teilnehmenden hat. Indem sie ihre eigenen Ressourcen aktivieren und ihre Selbstwirksamkeit steigern, werden sie befähigt, die Herausforderungen ihres neuen Lebensumfelds selbstbestimmt zu meistern. Wie ein Teilnehmer treffend feststellte: "Vorher dachte ich, dass ich nur ein Flüchtling bin und es keine Hoffnung gibt. Jetzt glaube ich, dass ich meine Zukunft verändern kann."
Durch den Austausch von Erfahrungen und die gegenseitige Unterstützung können die Teilnehmenden nicht nur ihre individuellen Herausforderungen bewältigen, sondern auch ein starkes Netzwerk aufbauen, das sie auf ihrem Weg begleitet.
Das Mind-Spring-Projekt wurde nicht über Nacht entwickelt, sondern basiert auf langjähriger Erfahrung und erfolgreichen Modellen aus anderen Ländern. Der niederländische Psychologe Paul Sterk entwickelte es während seiner Arbeit in Krisengebieten. Das Konzept des Projekts beruht auf einer äußerst wirkungsvollen Idee: Menschen mit Migrationshintergrund oder Fluchterfahrung helfen ihren Mitmenschen in ähnlichen Lebenssituationen. Dieser peer-basierte Ansatz ermöglicht den Teilnehmenden, sich in einem vertrauten Umfeld auszutauschen und gegenseitig zu stärken. Unterstützte Selbsthilfe ist das Herzstück dieses Projekts, das darauf abzielt, die psychosoziale Gesundheit der Teilnehmenden zu verbessern und ihre Integration zu fördern. Die Koordinatorinnen des Projekts, Eva Pantke-Ehlers und Andrea Flackus, betonen die Bedeutung des gruppenorientierten Ansatzes, der es den Teilnehmenden ermöglicht, Brücken zu anderen und zu sich selbst zu bauen. Als speziell geschulte Co-Trainerinnen sorgen Eva Pantke-Ehlers, Andrea Flackus, Gülnaz Sönmez (Gesundheitsamt) und Sabine Splawski (Caritas Rastatt) für die professionelle Begleitung.
Inzwischen wurde das Programm an die Bedürfnisse der Zielgruppe in Deutschland angepasst und wird im Landkreis Rastatt und Stadtkreis Baden-Baden umgesetzt.
Die Unterstützung des Projekts durch das Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration Baden-Württemberg seit Oktober 2023 mit rund 80.000 Euro zeigt die Anerkennung und Wertschätzung dieser innovativen Initiative. Nur so wird die Umsetzung des Projekts ermöglicht und dessen Erfolg sichergestellt.